Re-recording Bach

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Mitwirkende

Jean-Guihen Queyras → Violoncello
Studierende der Celloklasse von Prof. Jean-Guihen Queyras

Programm

Werke von Johann Sebastian Bach

Ein Konzert-Atelier mit Bachs Cello-Suiten

Jean-Guihen Queyras präsentiert seine Neuinterpretation der berühmten Werke für Cello solo

2017 entwickelte die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker zusammen mit Jean-Guihen Queyras und ihrer Kompanie »Rosas« das Stück »Mitten wir im Leben sind/Bach6Cellosuiten«. Jean-Guihen Queyras, Professor für Celllo an der Hochschule für Musik Freiburg, spielt auf der Bühne die sechs Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach, fünf Tänzerinnen und Tänzer tanzen zu seiner Interpretation. Nach der Uraufführung bei der Ruhrtriennale 2017 wurde das Tanzstück über 100 Mal aufgeführt.

Die Cello-Suiten waren bereits fester Bestandteil von Queyras’ Repertoire, hatte er sie doch 2007 auf CD veröffentlicht. Die Erfahrung, live für Tänzerinnen und Tänzer zu spielen, war jedoch eine ganz andere. Die Suiten wurden zur Kammermusik, er gab Impulse an die Tänzerinnen und Tänzer und bekam von ihnen Impulse, es gab eine physische Energie auf der Bühne, mit der er am Cello umgehen musste.

Die Choreografie arbeitet stark und körperlich mit der Schwerkraft. Ein Tänzer legt sein ganzes Gewicht in einen Schritt, gibt einen kraftvollen Impuls mit dem Fuß, hebt ab und schwebt. In der Interaktion mit dieser Arbeit wurde Jean-Guihen Queyras’ Spiel anders: Die Basslinie ist die Schwerkraft, auf die sich die Musik stützt, zwischen den Bassnoten kann sie frei und leicht schweben. Dadurch entstand eine interpretatorische Freiheit, die der Musik Bachs voll entspricht.

Im Wintersemester 2023/2024 hat sich Jean-Guihen Queyras Zeit genommen, um diese Erfahrungen in eine Neuaufnahme der Cello-Suiten einfließen zu lassen, die unter dem Titel »Complete Cello Suites – the 2023 Sessions« erschienen ist.

Seine Neuinterpretation stellt er nun an der Hochschule für Musik Freiburg in einem Konzert-Atelier unter dem Titel »Re-recording Bach« musikalisch und theoretisch vor. 
Bachs Suiten sind unter dem Titel »6 Suites a Violoncello Solo senza Basso« erschienen. Zwar basiert die gesamte Musik auf den Grundlagen des Generalbasses, der Titel deutet aber mit der Ergänzung »senza Basso« schon an, dass die Bassnoten nicht immer im musikalischen Geflecht der Suiten enthalten sind. Gerade in der Sarabande der fünften Suite bleibt es an vielen Stellen der musikalischen Phantasie der Zuhörenden überlassen, die Bassstimme zu ergänzen. Wie er trotz der fehlenden Bassnoten seine auf diesen Noten fundierte Interpretation konstruiert hat, zeigt Queyras, indem eine Version der zweiten Suite für zwei Celli gespielt wird: Ein Cello spielt das Original, das zweite Cello ergänzt die Bassstimme.

Eine zweite Programmergänzung ist Pierre Boulez’ »Messagesquisse pour Violoncelle principal et 6 Violoncelles«, die Jean-Guihen Queyras zusammen mit Studierenden seiner Klasse unter der Leitung von Jacob Gröper aufführt. An diesem Stück zeigt Queyras einen anderen Aspekt der Cello-Suiten: Bachs Arbeit mit der Abstraktion. Denn auch wenn uns die Stücke heute als emotional reich bebilderte Musik-Miniaturen erscheinen, sind viele Stücke sehr formalistisch angelegt und Arbeiten eines theoretisch denkenden Geistes. So wie eben auch Pierre Boulez ein serielles Stück als Kunstwerk schaffen konnte, das aus einer theoretischen Idee heraus eine emotionale Qualität entwickelt.

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